Grüne Anleihen? Spreads erreichen langjährige Tiefststände!
Von Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der auf Risikomanagement spezialisierten Quant.Capital Management GmbH.
Nach Wochen auffälliger Ruhe, scheint in einige der beobachteten Märkte wieder ein Hauch von Bewegung zu kommen. Die Risikodynamik ist leicht angestiegen. Ein Grund zur Sorge ist das aber nicht. Am Beispiel der Schwellenländer-Aktien kann man sehen, wie gering die absolute Zunahme des gemessenen Risikos ist. Dass das bereits ausreicht, um eine deutliche Zunahme der Dynamik anzuzeigen, ist eher darauf zurückzuführen, dass wir uns nun schon seit mehreren Wochen in diesem Regime niedriger Risiken bewegen. Zwischen dem niedrigsten gemessenen Wert und dem höchsten gemessenen Wert für diesen Risikofaktor liegen gerade einmal 2%-Punkte. Das ist eine historisch sehr niedrige Amplitude. Typisch wären Amplituden von 5% bis 6%-Punkten.
Das von uns eingesetzte, proprietäre Risikomodell wurde so gestaltet, dass es ansteigende Risiken möglichst schnell identifiziert. Insbesondere Verschiebungen im Vola-Regime der Märkte sollten zeitnah angezeigt werden. Dass unser Modell über viele Wochen solch niedrige Werte über fast alle Märkte misst, ist ungewöhnlich. Für uns ist das ein Grund, abzugleichen ob die „Sicht“ des Modells konsistent ist mit anderen Risikomaßen. Heute sehen wir uns an, wie die Spread-Märkte die Bonitätsrisiken bewerten.
Was für ein Anblick! Unseren bekannten Risikoampeln folgend, haben wir die Spreads verschiedener Märkte ihren eigenen historischen Werten gegenübergestellt. Konkret bilden wir grafisch das Perzentil des aktuellen Wertes innerhalb der jeweiligen Historie ab. Fast alle analysierten Marktsegmente weisen kurzfristig und im langjährigen Vergleich Tiefststände auf. Der Gleichlauf über mehrere Risikoklassen und Regionen ist beeindruckend. Er zeigt nachdrücklich: Für die Anleiheinvestoren stehen die Ampeln auf Grün. Angst vor konjunkturellen Risiken? Fehlanzeige!
Quellen: Factset, eigene Berechnungen