Die Diversifikation funktioniert (manchmal nicht)
von Ivan Mlinaric, Geschäftsführer Portfolio Management & Research
Die Marktrisiken, die im Oktober über viele Märkte hinweg weltweit angestiegen waren, haben sich in den letzten Wochen wieder leicht reduziert. Das zeigt sich insbesondere in Europa und den USA. Ist nach der Aufregung der vergangenen Wochen also alles wieder entspannt?
Eine andere Entwicklung verdient die Aufmerksamkeit der Anleger: die Marktkorrelationen. Insbesondere jene zwischen Aktien und den korrespondierenden Staatsanleihen sind bedeutend. Viele institutionelle Anleger sind zu großen Teilen in Anleihen und Aktien allokiert. Sie setzen dabei auf den Diversifikationseffekt im Portfolio. Wenn dieser wirkt, können Verluste in einer Assetgruppe durch Gewinne in der anderen kompensiert werden; die Volatilität des Gesamtportfolios bleibt gering. Solange die Diversifikation funktioniert, werden Verluste lediglich durch mittlere Kursschwankungen verursacht und die Risikotragfähigkeit der Investoren hängt in erster Linie von der Volatilität im Gesamtportfolio ab. Wenn dieser Effekt aber nicht wirken sollte, würden Marktverluste in einer der Gruppen direkt auf das Gesamtportfolio durchschlagen. Die Risikosteuerung würde dann wesentlich stärker durch das dadurch abschmelzende Risikokapital beeinflusst werden.
Grafik (1) zeigt die Korrelation von Aktien zu Staatsanleihen in der Eurozone. Es fällt auf, dass die Korrelation nicht konstant ist, ja nicht einmal ein konstantes Vorzeichen trägt. Im jüngsten Quartal sehen wir einen deutlichen Anstieg der Korrelation bei zugleich fallenden Aktienkursen (2). Der gleiche Effekt ist auch für die USA zu beobachten (3).
Wir gehen deshalb davon aus, dass viele institutionelle Investoren in ihren Portfolios in den vergangenen Wochen spürbare Verluste erleiden mussten, die Risikokapitalpositionen also angegriffen sind. Bis zum Jahresende kann das dazu führen, dass Sicherungsmaßnahmen bei fallenden Kursen früher getroffen werden müssen. Das kann als Verstärker für Marktbewegungen wirken. Dadurch würden die realisierten Volatilitäten an den Märkten zumindet bis zum Jahresende oben gehalten oder sogar erhöht werden. Für Risikomanager ist das ein Regime erhöhter Aktivitäten im Portfolio. Risikobewusste Anleger sollten sich (wieder) aktiv um ihre Portfolios kümmern.
Im Bild: Die 3-Monats-Korrelationen von Staatsanleihen und Aktien in der Eurozone (1, 2) sowie in den USA (3) im Vergleich zur Entwicklung der jeweiligen Aktienmärkte
Quellen: Bloomberg, eigene Berechnungen